Auf zu den kanarischen Inseln

21. Juni 2019

Von Warns (NL) nach Fécamp (F)

 

Bonjour aus Fécamp!

306 sm waren es von Stavoren in den Niederlanden bis hierher. Ich bin sehr gut gestartet und gleich die erste Nacht durchgefahren und hatte morgens Den Haag etwa 25 sm querab. Eigentlich wollte ich Blankenberge anlaufen. Da das 30-minütige Intervallschlafen jedoch so gut geklappt hatte und ich mich richtig fit fühlte, entschied ich auch die folgende Nacht durchzufahren. Der Wind hat mich an die englische Küste getragen. Dort bin ich auch geblieben und habe mich nördlich der Verkehrstrennungsgebiete gehalten. Nachts bin ich dann durch die Straße von Dover gefahren.

 

Mittags war ich in der Nähe von Eastbourne und habe bei gutem Westwind mit 5 Bft den Kurs nach Süden abgesetzt, um erst dass Verkehrstrennungsgebiet zu kreuzen und dann hart am Wind Richtung Cherbourg zu kreuzen. 

 

Leider funktionierte dann im Verkehrstrennungsgebiet auf einmal der Autopilot nicht mehr. Ich bin dann mit Stützruder weitergefahren und habe mit der Fehlersuche begonnen. Irgendwie habe ich dabei auch das Verkehrstrennungsgebiet halbwegs vorschriftsmäßig gekreuzt. Meine halbe Achternkabine musste ich ausräumen. Ich habe mit dem Spannungsmesser alles durchgemessen und der Autopilotcomputer scheint in Ordnung zu sein. Es scheint der Autopilotmotor zu sein. Er dreht zwar, aber kuppelt nicht ein, obwohl er die Steuerströme bekommt.

Mittlerweile hatte ich dann auch das Verkehrstrennungsgebiet (17 sm breit) verlassen und unter Stützruder bot sich Fécamp als erreichbar an.

Gestern Abend gegen 23:30 Uhr habe ich hier die Leinen festgemacht. Nette Belgier haben mit beim Festmachen geholfen und gefragt, wo ich denn her käme. Sie konnten es kaum glauben, dass ich in den Niederlanden los gefahren bin. Zufällig liege ich wohl auf demselben Liegeplatz wie vor 2 Jahren, als ich zum ersten Mal hier war.

 

Nun, mal schauen, wie es weitergeht und erst einmal das passende Ersatzteil besorgen.

 


26. Juni 2019

Die Jambo ist wieder repariert!

 

Es waren ein paar turbulente Tage. Noch am letzten Freitag wurde der neue Lewmar-Autopilotmotor per Express-Lieferung mit Ziel Port de Fécamp an mich versandt und die Zustellung war für Montag avisiert. Ganz herzlichen Dank an Tobias Lepper für die super schnelle Organisation.

 

Ich konnte die Lieferung verfolgen und alles verlief nach Plan. Mit dem Hafenbüro war alles abgesprochen. Den ganzen Montagmorgen habe ich Ausschau gehalten und unzählige Male kurz im Hafenbüro nachgefragt. Um 13:48 Uhr war das Paket plötzlich laut Sendungsverfolgung zugestellt und von jemandem namens Lemettais angenommen worden. Ich bin zum Hafenbüro, aber es war kein Paket da. Jemand mit dem Namen Lemettais arbeitet hier auch nicht. Da muss wohl der Fahrer irgendjemandem das Paket in die Hand gedrückt haben unter der Annahme, dass es sich um einen Mitarbeiter der Marina handelt. Was soll man dazu sagen?

 

Gestern habe ich kurzentschlossen einen Mietwagen genommen, bin nach Deutschland gefahren und habe von dort einen anderen neuen AP-Motor mitgenommen. Anke Wirtgen ist mir noch entgegen gefahren. Auch dafür herzlichen Dank!

 

Heute habe ich den Motor eingebaut und alles läuft wieder. Puh!  

 

Vielen Dank auch für all die vielen Tipps, die mich über verschiedene Wege erreicht haben. 

 

Eigentlich würde ich nun gerne weiter. Jedoch ist für morgen ums Cap de la Hague Starkwind mit Sturmböen angesagt. Bei den dortigen starken Strömungen ist es zu gefährlich. Bei Strom gegen Welle kann sich eine gefährliche See aufbauen, so wie wir das vor zwei Jahren erlebt hatten. Ich muss mir nur den Anfang meines eigenen Videos Herbstsee anschauen, um es mir noch einmal vor Augen zu führen.

 

Also ist die Abfahrt erst einmal auf Donnerstagnacht oder sogar erst Freitagmorgen verschoben je nachdem, wie es sich entwickelt. Danach sieht die Windvorhersage erst einmal ganz o.k. aus.

 

Schöne Grüße aus Fécamp! 

 


4. Juli 2019

Von Fécamp (F) nach Porto (P)

 

Porto ist erreicht und ich habe heute Morgen um 5.30 Uhr die Leinen in der Douro Marina festgemacht. 783 sm sind es bis hierher gewesen, einhand und non-stop, mein längster Schlag bisher.

 

Vor 6 Tagen bin ich in Fecamp gestartet, noch etwas niedergeschlagen vom Ausfall des Lewmar-Autopilotmotors und der vergeblichen ersten Zustellung des Ersatzmotors. 

 

Der erste Tag auf See ist gleich rau gewesen mit Windstärke 7, starken Strömungen und altem Seegang durch die Starkwindtage davor, die ich ja nach erfolgreicher Reparatur auch noch abwarten musste. Gegen Abend habe ich das Cap de la Hague erreicht und der Wind hatte schon nachgelassen. Mit ganz leichter Brise bin ich nachts zwischen den Inseln hindurch geglitten und habe Alderney an Steuerbord und Guernsey an Backbord liegen lassen. Es war fast still und ich habe vorne am Bug sitzend, dem leisen Plätschern der kleinen Wellen gelauscht. Ein unvergesslicher Moment! Danach war es auch mit dem letzten Hauch Wind vorbei und ich musste die Maschine anwerfen.

 

Je weiter ich am Samstag nach Westen Richtung Atlantik kam, desto besser wurde der Wind und irgendwo nordwestlich der Isle d'Ouessant konnte ich nachmittags wieder die Segel setzen. Nachts passierte ich die Insel in größerem Abstand, da der Strom schon gegenläufig war und näher an der Insel immer etwas stärker ist. Dann folgten zwei herrliche, sonnige und tiefen-entspannte Tage auf der Biskaya mit feinstem Segeln meist vorm Wind. Ich habe unzählige Delphine gesehen, die immer wieder vorbeikamen und mich mit ihren Rufen aus dem Schiff lockten. Dass sie einen rufen, ist mir vor zwei Jahren, als ich die Biskaya zum ersten Mal überquerte, gar nicht aufgefallen. Auch einen blasenden Wal konnte ich kurz sichten.

 

Je weiter ich dann nach Süden kam, desto kräftiger wurde der Wind, was erst sehr willkommen war, da wir bessere Fahrt machten. Aber am Dienstag blies es durchgehend mit 22 bis 30 kn aus Nordost. Ich hatte längst entschieden bis Portugal durchzufahren und war auf Kurs ums Cabo Vilan und an der Costa da Morte entlang. Die Wellen waren beeindruckend, geschätzt etwa 4 m hoch. Da sie sehr lang waren, war es kein Problem, denn die Jambo kommt gut klar damit.

 

Gerade als es in die Nacht hineinging, wurde es plötzlich und unerwartet richtig ruppig und wir wurden sehr kräftig durchgeschüttelt, obwohl wir mit 1200 m Wassertiefe eigentlich noch im tiefen Bereich waren. Es war schon stockduster und das wirklich unangenehme dabei ist, dass man nicht mehr sieht, was draußen um einen herum passiert. Man sitzt unter Deck, lässt den Autopiloten das Schiff steuern und spürt nur noch die dauernden heftigen Schläge, die die Wellen dem Boot grob zufügen. Dabei beobachtet man wie gebannt die verschiedenen Anzeigen, wie sich der Wind entwickelt und um wie viel Grad der letzte Brecher das Schiff aus der Kurslinie geworfen hat. Man ist im Stand-by-Modus mit Weste und Anklickleine, um notfalls das Schiff selbst zu steuern. Gleichzeitig hofft man, dass bitte jetzt nichts ausfällt oder kaputt geht.

 

Aber nach kurzer Zeit war es auch schon wieder vorbei, ich konnte südlicheren Kurs setzen, wir fuhren parallel zur Schelfkante und es wurde wieder normal ruppig unter Deck. Ich habe dann noch bis halb zwei an meinem Kartentisch gesessen, bis ich mich dann so langsam traute, ein wenig Schlaf zu suchen.

 

Gestern Morgen schlief der Wind dann ein und ich bin das letzte Stück bei schönem Wetter unter Maschine gefahren. Heute Morgen sind die Jambo und ich in den Rio Douro eingefahren und haben unseren Weg zur Marina gefunden.

 

Fast exakt 6 Tage und 6 Nächte sind es gewesen, einhand auf See, eine wunderbare Erfahrung und langweilig ist es nie gewesen. Irgendetwas ist immer gewesen und wenn ich mich gerade todmüde hingelegt hatte, kamen wieder Delphine und rissen mich mit ihren Rufen sofort hellwach aus der Koje.

 

Was ist gut gelaufen? Die Verpflegung war klasse. Dafür hatte ich natürlich gesorgt und habe mich unterwegs einfach nur verwöhnt. Der neue Kaffeevollautomat, den wir seit kurzem an Bord haben, ist schon jetzt für mich nicht mehr wegzudenken. Jeden Morgen habe ich nach dem Aufstehen an Deck gesessen, in frischer Morgenluft meinen Kaffee getrunken und aufs weite Meer schauend einfach nur still den Moment genossen.

 

Der Brotbackautomat, mit dem ich mir jeden 3. Tag ein frisches Brot auf See backen konnte, hat ebenfalls entscheidend zur Lebensqualität beigetragen. Auch das Intervallschlafen hat gut geklappt. Was mir nachts an Schlaf gefehlt hat, habe ich tagsüber versucht nachzuholen. Aber der durchgängige Tiefschlaf kann dadurch natürlich nicht ersetzt werden. Die Stromversorgung über die neuen Solarpaneele ist auch prima. Natürlich habe ich viel gefilmt und versucht, die Reise so gut wie möglich festzuhalten und die Stimmung einzufangen. Ob mir das gelungen ist, wissen wir erst später, wenn der Film fertig sein wird.

 

Was ist nicht so gut gelaufen? Da ist eigentlich wenig zu nennen. Dass meine Batteriebank nicht mehr die beste ist, wusste ich vorher schon. Die Kapazität reicht nicht, um die Nacht ohne Laden mit der Maschine zu überstehen, obwohl die Solarmodule ganz gut liefern. Aber das ist kein wirkliches Problem gewesen. Auf der Biskaya in der Nähe der spanischen Küste bei Starkwind wäre ich weiter draußen auf dem Atlantik wohl besser aufgehoben gewesen.

 

Und wie geht es mir? Einfach nur gut! Ich habe die Tage auf See genossen, habe es ohne Zeitdruck angehen lassen und bin so viel wie möglich gesegelt und das nicht nur, um die Dieselvorräte zu schonen und ohne Tankstopp durchzukommen.

 

Nun freue ich mich, dass Anke morgen anreist und wir eine schöne Zeit vor uns haben. Es geht gemütlich weiter nach Lissabon, zur Abwechslung zu zweit, ohne Nachtfahrten und mit einigen schönen Stopps.


7. Juli 2019

Porto 🇵🇹

 🇵🇹

Am Freitag ist endlich Anke angekommen. Wir hatten uns nun schon 3 1/2 Wochen nicht gesehen. Die letzten Tage haben wir hier in Porto sehr genossen, haben eine Stadtrundfahrt gemacht und uns viel anschauen können. Porto ist mit den vielen Sehenswürdigkeiten und der historischen Altstadt eine Reise wert.

 

Oliver von der Plan B habe ich hier ebenfalls wiedergesehen. Wir hatten uns erstmals vor 2 Wochen in Fécamp getroffen. 2 Abende sind wir zu dritt im kleinen Viertel direkt an der Marina essen gewesen. Es waren einfach nur schöne Abende. Das ist das Schöne am Langfahrtsegeln. Man trifft immer wieder so viele nette Menschen, die ähnliche Ziele haben und mit denen man oft auf gleicher Wellenlänge ist.

Hervorzuheben ist auf jeden Fall hier in diesem Viertel die lokale Küche. Frischer Fisch wird auf der Straße auf einem Holzkohlengrill gegart. Es sind hier nur wenige Touristen und man speist zwischen den Einheimischen auf dem Bürgersteig in authentischer Atmosphäre. Das suchen wir immer. Die Preise sind ebenfalls richtig gut.

Hier könnten wir es gut und gerne noch länger aushalten. Morgen geht’s jedoch zeitig weiter nach Figuera da Foz. Auch da freuen wir uns schon drauf!

 


9. Juli 2019

Figueira da Foz 🇵🇹

 🇵🇹

Es war ein Schlag von 66 sm und 11 h unter Maschine hierher. Wir haben abends noch sehr gut gegessen und morgens in den Markthallen eingekauft. Das Angebot an Obst, Gemüse und Fisch ist einfach grandios, wohl für uns das Highlight.

 

Wir haben auch gerade abgelegt und sind bei herrlichem Wind auf Kurs Nazaré. 


11. Juli 2019

Nazaré 🇵🇹

 🇵🇹

Vorgestern sind wir hier angekommen, ein bisschen gesegelt und das letzte Stück unter Maschine. Wir haben einen guten Liegeplatz im Clube Naval da Nazaré gefunden.

 

Nazaré ist für uns ein Traum, denn hier treffen einheimischer Tourismus und die Urtümlichkeit Portugals zusammen. Das Wetter spielt auch mit, sonnig bei 26 Grad. Das Essen ist auch hier einfach nur klasse und, wer Fisch mag, kommt zu kleinen Preisen auf seine Kosten.

 

Der Ort ist weltberühmt für die wohl höchsten Wellen der Welt. Bis zu 30 m hoch sollen sie hier im Herbst werden und locken Surfer aus allen Ländern herbei. Im Moment ist alles ruhiger und für uns Segler kein Problem.

 

Wir genießen die sonnigen Tage nachmittags am weiten und sauberen Strand und stürzen uns in die Wellen des Atlantiks, der hier mit etwa 20 Grad Wassertemperatur sehr erfrischend ist. 

 


11. Juli 2019

Peniche 🇵🇹

 

Es ist ein kurzer Schlag von 25 sm meist unter Maschine von Nazaré hierher gewesen. Wir stoppen hier nur für eine Nacht, denn wir wollen weiter nach Cascais. Peniche hat ein paar nette Restaurants und wir haben sehr gut im Entre Tapas gegessen. Die Marina ist ganz o.k. und das Hafenbüro etwas schwierig zu finden. Glücklicherweise haben wir einen der wenigen Gastliegeplätze am Außensteg bekommen. Es ist etwas unruhig durch den Schwell der vorbeifahrenden Boote aber für eine Nacht ganz in Ordnung für uns. 


13. Juli 2019

Von Peniche nach Cascais 🇵🇹

 

51 sm sind es für uns von Peniche hierher gewesen. Zwischendurch hatten wir schönen Segelwind und sind gegen den frischen Südwest gekreuzt, bis er nachließ und gegen uns drehte. Dann hatten wir plötzlich Nebel mit einer Sichtweite von etwa 300 m und von oben schien die Sonne durch. Auch das ist keine untypische Wetterlage hier an der portugiesischen Atlantikküste. Natürlich haben wir wieder Delphine gesehen so wie jeden Tag.

 

Jetzt freuen wir uns auf ein paar schöne Tage in Cascais, bis wir uns gegen Ende der Woche nach Lissabon umlegen wollen. 


16. Juli 2019

Cascais 🇵🇹

 

Die Tage hier in Cascais sind wie im Fluge vergangen. Die Stadt gefällt uns richtig gut mit ihrem schönen Ambiente, den kleinen Gassen, vielen Plätzen, zahlreichen Parks, netten Restaurants und historischen Gebäuden.

 

Die Marina de Cascais ist ganz ordentlich, aber mit 60 Euro für die Nacht nicht ganz billig für dieses Segelrevier. Morgen geht’s weiter nach Lissabon. Wir haben uns schon einen Liegeplatz in der Marina Parque des Nações reserviert. Dann haben wir noch ein paar Tage in Lissabon vor uns, bevor es nach Hause geht.


19. Juli 2019

Lissabon 🇵🇹

 

Lissabon ist eine großartige Stadt, die wir uns zwei Tage angeschaut haben.

 

Festgemacht haben wir in der Marina Parque das Nações, die auch Expo-Marina genannt wird und etwas außerhalb liegt, aber sehr ruhig ist. Auch das Liegegeld ist hier erträglich und für uns lohnt sich bei geplanten 17 Tagen schon der Monatstarif mit 440 Euro. Die Marina fällt bei Ebbe in einigen Bereichen trocken. Man liegt jedoch im tiefen Bereich und, wer manche unserer Wattenhäfen an der Nordseeküste kennt, hat ein vertrautes Bild.

 

In die Stadt sind wir mit dem Bus gefahren. Ein 24h-Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmitteln kostet hier 6,40 Euro pro Person. Natürlich sind wir auch mit der berühmten Straßenbahn 28 von einem Stadtteil in den anderen gefahren. Es gibt hier so viel zu sehen, dass man auch gerne länger hier verweilen kann.


3. August 2019

Nächster Stop Madeira! 

 

Klaus und ich haben gerade von der Marina Parque das Nações abgelegt und sind Talfahrt auf dem Rio Tejo unterwegs. Lissabon liegt schon an Steuerbord quer ab. Bis Madeira sind es etwa 530 bis 550 sm. Der Wind sollte ganz gut sein, zum Schluss ist es eher Schwachwindig vorhergesagt. Die planmäßige Ankunft auf Madeira ist der kommende Mittwoch!

 

Gestern habe ich sehr gut eingekauft und Smutje Klaus kann sich die nächsten 4 Tage austoben mit Thunfisch, Schweinefilet, Kaninchen und Rumpsteak. Es wird also auch eine kulinarische Reise.

 

Bis dahin und schöne Grüße 

Klaus und Martin


3. August 2019

Madeira ist erreicht!

 

Nach 546 sm und gut 4 Tagen haben wir heute gegen 13 Uhr die Leinen in der Quinta do Lorde Marina auf Madeira festgemacht.

 

Diese Fahrt ist für uns sehr abwechslungsreich und super interessant gewesen, ein unvergessliches Erlebnis mit kulinarischer Note und ein wenig Nervenkitzel gegen Ende.

 

Aber hier ist unsere Geschichte im Detail:

 

1. Tag

 

Wir fahren morgens bei ablaufendem Wasser den Rio Tejo mit 8 bis 9 kn Fahrt über Grund auf den Atlantik hinaus. Danach haben wir gute Windstärke 6 und setzen nicht direkten Kurs sondern einen etwas südlicheren, um im Windfeld zu bleiben. Dann packen wir unsere neuen AIS/DSC-Sender aus, testen sie und setzen sie in unsere Westen ein. Damit wird im MOB-Fall automatisch über AIS und DSC die GPS-Position gesendet. Ähnlich wie bei einer Automatikweste wird das Gerät über eine wasserlösliche Tablette aktiviert. Zusätzlich machen wir eine Sicherheitsunterweisung und sprechen einmal die MOB-Prozedur durch.

 

Abends macht Smutje Klaus Thunfischsteaks an einer Zitrone-Sahne-Soße mit Bratkatoffeln und Salat. Echt lecker!

 

2. Tag

 

Wir nutzen bei Windstärke 3 die Gelegenheit, unsere Drohne steigen zu lassen, und machen ein paar schöne Aufnahmen von der Jambo auf dem Atlantik. Nachmittags legen wir einen Badestopp ein. Der Atlantik ist mit 22 Grad Wassertemperatur sehr angenehm und der Wellengang ist so gering, dass wir gut über die Badeplattform zurück an Bord kommen können. Natürlich halten wir vorher Ausschau nach Haien und sichten keine.

 

Abends gibt es junges portugiesisches Kaninchen in einer herrlichen Weißweinsoße an Reis und Salat. Ein Gedicht!

 

3. Tag

 

Wir werfen morgens die Maschine an, um Fahrt im Schiff zu halten, da der Wind auf 2 Bft abgeflaut ist. Nachmittags haben wir wieder 3 Bft und die Idee, einmal ein Einhand-MOB-Manöver also im Prinzip den Ernstfall alleine an Bord zu simulieren. Dabei springt man über Bord mit der Fernbedienung für den Autopiloten um den Hals und muss versuchen ihn damit auszuschalten und hoffen, dass das Schiff danach in den Wind schießt und automatisch einen Beilieger fährt. Während das Schiff noch an einem vorbeifährt, muss man versuchen, die Rettungsleine, die achteraus am Schiff mitgezogen wird, zu erreichen und sich solange festzuhalten, bis das Schiff keine Fahrt mehr macht, so dass man sich zum Heck ziehen kann. So ist zumindest die Theorie.

 

Zusätzlich habe ich noch mein Handfunkgerät am Handgelenk, um im Notfall Kontakt zu Klaus zu halten, falls wir uns zu weit von einander entfernen würden.

Als erstes schauen wir, wie lange es wohl dauert, bis die Jambo ohne Steuermann ihre Fahrt verliert. Unter vollen Segeln, bei Windstärke 3 und auf einem Am-Wind-Kurs macht die Jambo im Moment etwa 4 kn Fahrt durchs Wasser.

 

Dann schalten wir den Autopilot aus und warten ab, was passiert. Die Jambo fährt jedoch ganz gemütlich weiter, als wenn sie keinen Steuermann benötigen würde. Es dauerte tatsächlich fast 10 min bis sie dann nicht mehr geradeaus fährt und beilegt. Sie treibt jedoch immer noch mit 1 kn durchs Wasser. Das ist schon die erste Ernüchterung. Bei stärkerem Wind geht sie aber auf jeden Fall schneller in den Wind, würde aber auch noch schneller abtreiben.

 

Da ich keine 10 min hinterher gezogen werden wollte, falls ich denn die Leine erreiche, beschließen wir, dass Klaus das Steuer nachdem ich den Autopiloten ausgeschaltet haben werde, herumreißt, um das Aufstoppen zu beschleunigen.

 

Ein bisschen nervös begebe ich mich nach Steuerbord zu den Wanten, als es plötzlich aufbrist und wir nun schon 5,5 kn Fahrt durchs Wasser machen. Etwas weniger Fahrt wäre mir jetzt eigentlich lieber. Nach einigen zögerlichen Momenten nehme ich all meinen Mut zusammen und springe in den Atlantik. Ich will zuerst die Rettungsleine erreichen und danach den Autopilot ausschalten. Die Rettungsleine erreiche ich. Bei dem Versuch die Fernsteuerung im sprudelnden Wasser zu greifen und den Standby-Knopf zu drücken verliere ich die Leine und treibe achteraus. Übers Funkgerät rufe ich nur: "Abbruch, Abbruch!" Klaus lenkt aber schon die Jambo in meine Richtung und sammelt mich wieder ein.

 

Sich festzuzhalten und dabei den Knopf zu drücken, geht scheinbar nicht gleichzeitig, denn es war so schon kaum möglich bei dieser Geschwindigkeit die Leine zu halten. Wer einmal Fenderreiten gemacht hat, weiß, dass es ab etwa 3 kn schon ganz schön schwierig wird sich zu halten. Die Erkenntnis aus diesem Manöver ist, dass man erst den Autopiloten ausschalten muss und danach zur Leine schwimmen sollte.

 

Nach einer kurzen Pause unternehme ich einen zweiten Versuch. Dieses Mal ist es schon keine so große Überwindung mehr vom fahrenden Boot ins Meer zuspringen. Es gelingt mir, den Autopiloten auszuschalten, aber dafür verpasse ich dieses Mal die Leine. Einen dritten Versuch unternehmen wir nicht mehr, da mir als ungeübtem Schwimmer schon leicht die Kräfte schwinden.

 

Mir ist klar geworden, wenn ich einhand über Bord gehen sollte, sind die Chancen zurückzukommen tatsächlich eher gering aber nicht gleich null. Um die kleine Chance zu wahren, muss im Ernstfall die Leine erreicht und gehalten werden. Wenn ich die Leine verpasse, kann ich nicht mehr zum Schiff kommen, da es schneller abtreibt als ich schwimmen kann. Ich bin froh, dass wir das einmal geübt haben, denn es gibt wichtige Denkanstöße.

 

Ich bin danach ziemlich erschossen und abends zaubert Klaus für uns zwei große Seebären-Rumpsteaks mit kleiner Gemüsebeilage. Genau das richtige für uns nach dem Tag!

 

4. Tag

 

Am nächsten Morgen begrüßt uns gleich eine Gruppe von wohl 20 Delphinen. Ich werde von ihren Rufen aus meiner Koje geholt. Klaus hat sie noch gar nicht entdeckt. Endlich, denke ich nur, denn wir hatten nur am Anfang ein einziges Mal 3 Tiere gesehen. Ich hatte Klaus versprochen, wir sehen noch viele, aber dem war bisher nicht. Scheinbar ist auch für Delphine hier nicht so viel los. Es ist wie immer ein erhebendes Schauspiel, wenn die Delphine in Formationen ums Boot schwimmen und ab und zu aus dem Wasser kommen, um Luft zu holen, einfach nur beeindruckend.

Nachmittags fahren wir wieder ein ähnliches Manöver wie gestern jedoch dieses Mal unter Maschine und mit zwei aneinander gebundenen Fendern. Auch dieses Ergebnis ist ernüchternd und auch unter Maschine erweist es sich für den über Bord gegangenen Einhandsegler als schwierig, zurück an Bord zu kommen. Zur Abkühlung springe ich natürlich noch einmal ins kühle Nass, um die Fender zu holen. In den Tagen hier auf See ist es jeden Tag ein bisschen wärmer geworden und heute Nachmittag ist es schon heiß.

 

Dann passiert es und Klaus sichtet irgendetwas an Backbord voraus im Wasser. Ich bin schnell mit meiner Kamera vorne am Bug und dann springt etwa 200 m vor uns ein Wal, wohl 8 oder 9 m lang, aus dem Meer und dann noch einmal, fantastisch! Aber er ist fast auf Kollisonskurs! Mit einem Gefühl aus Faszination und Sorge halte ich vorne am Bug stehend weiter die Kamera und denke dabei, dass er im nächsten Moment wahrscheinlich direkt vor der Jambo aus dem Wasser schießen muss. Glücklicherweise lässt er diesen Sprung aus und macht den nächsten etwa 80 m an Steuerbord. Puh! Aber was für ein Erlebnis! Wir sind natürlich beide total aus dem Häuschen!

 

Abends gibt es Lummerschnitzel mit Paprika, Zwiebeln, Speck und Nudeln mit einer Weißweinsoße. Klasse!

Nach dem Abendessen macht uns eine Gruppe von vier Delphinen die Aufwartung. Dieses Mal hatten wir unsere GoPro als Unterwasserkamera am Bootshaken vorbereitet. Es war eine sehr neugierige und verspielte Gruppe. Wir haben die Maschine aufgestoppt und die Delphine mit unserer Rettungsleine spielend minutenlang filmen können.

 

Was für ein Tag! Was für ein krönender Abschluß dieser Reise!

 

Nun ist sie zu Ende. Neben der Freude es geschafft zu haben schwingt bei mir auch ein bisschen Wehmut mit, denn auch dieses Mal ist die Fahrt ein so tolles Erlebnis gewesen, dass ich gerne noch weiter gefahren wäre. Meine schönsten Momente sind dabei nach wie vor neben den Besuchen von Wal und Delphinen morgens die ersten Stunden nach dem Sonnenaufgang, wenn ich mit einer Tasse Kaffee langsam wach werdend von der tief stehenden Sonne, die wunderbar auf dem Wasser glitzert, angestrahlt werde und einfach nur diese grenzenlose Weite genieße. Es sind unvergessliche Moment für uns beide gewesen und viel Reden brauchten wir dann nicht, wir saßen einfach nur da, schauten und genossen es.

 

Wenn es nachts wolkenlos ist, erlebt man einen Sternenhimmel in einer Helligkeit und Detailfülle, wie man es in bewohnten Gebieten auf dem Festland nicht sehen kann, da die nächtliche Beleuchtung die Sicht zu stark beeinträchtigt. Hier küstenfern auf See ist man weit ab von jeglichem künstlichen Licht und man kann selbst die Milchstraße sehen.

 

Wie geht es nun weiter? Klaus und ich wollen uns ein paar Tage Madeira anschauen, bevor Klaus am Samstag zurück nach Deutschland fliegt. Ich werde ein paar Tage später Richtung La Palma aufbrechen.

 

Das Abenteuer geht weiter!

 

Vielen Dank für all die guten Wünsche, die uns begleitet haben!

 

Schöne Grüße

Klaus und Martin 


3. August 2019

Madeira!

 

 

Vier Tage hatte ich Gelegenheit, mir die Insel anzuschauen und mit einem Mietwagen umher zu fahren. Die ersten beiden Tage war auch Klaus mit dabei, den ich leider gestern am Flughafen verabschieden musste.

 

Das Straßennetz ist schon das erste außergewöhnliche Erlebnis. Es gibt unzählige Tunnel, die in der gebirgigen Landschaft mit steilen Hängen und tiefen Tälern die einzelnen Ortschaften verbinden. Dann geht es über teilweise sehr steile Serpentinen die Hänge hinauf und hinunter. Es ist alles sehr beeindruckend und Respekt an die portugiesischen Straßen- und Tunnelbauer.

 

Wir haben uns natürlich Funchal angeschaut mit der Marina, der Kathedrale, Christiano-Ronaldo-Statue, Christo-Rei-Statue, dem botanischem Garten sowie dem tropischen Garten. Letzterer hat uns richtig gut gefallen.

 

Dann sind wir ins Gebirge und nach Currall das Freiras gefahren, einem netten Ausflugsort mit Panoramablick ins Tal. Von dort ging es weiter zu den Grotten von Sao Vincente. Diese Höhlen sind Lavaröhren, die bei Vulkanausbrüchen nur unter bestimmten Bedingungen entstehen. Es hat uns gut gefallen. Auch Porto Moniz ganz im Nordwesten der Insel ist ein netter Touristenort.

 

Zurück sind wir an der steilen Nordküste entlang gefahren. Das Klima auf Madeira ist generell subtropisch, aber interessant sind auch die unterschiedlichen Klimazonen, die aufgrund der Berge vorhanden sind. Im Norden ist es sehr grün und feucht mit tiefen Wolken. Im Nordosten ist es fast wüstenhaft mit geringer Vegetation.

 

Aber nun möchte ich gerne weiter, denn es zieht mich wieder aufs Wasser. Ich freue mich darauf, wieder den Seewind zu spüren und mit der Jambo durch die Wellen zu ziehen. Windstärke 5 aus Nordosten ist vorhergesagt. Das sollte für die Fahrt nach La Palma ganz gut passen. Es sind etwa 250 sm bis dorthin und wird so um die 2 Tage dauern.

 

Also bis La Palma!

 


14. August 2019

Santa Cruz de La Palma ist erreicht!

 

Nach 258 sm und knapp 47 Stunden Fahrt bin ich heute Morgen gegen 9.00 Uhr auf La Palma und damit auch auf den kanarischen Inseln angekommen.

 

Der Wind bläst über die gesamte Fahrt sehr stetig um die 20 kn aus Nordost bis Ostnordost. Am ersten Tag ist die See ein wenig kabbelig und ab und zu erreichen uns ein paar brechende Wellen, die uns etwas durchschütteln. Bei Ostnordost und unserem südlichen Kurs sind wir zeitweise mit halbem Wind und quer zur Welle unterwegs, was bei einer Wellenhöhe von 2 m jedoch für die Jambo unproblematisch ist.

 

In der Nacht dreht der Wind leicht zurück auf Nordost und die Wellen werden deutlich gleichmäßiger und nur selten etwas steiler. Wir sind mit dem ersten Etmal von 138 sm eigentlich zu schnell unterwegs und die rechnerische Ankunftszeit liegt vor Sonnenaufgang. Und tatsächlich muss ich in der zweiten Nacht schon Geschwindigkeit herausnehmen, da ich den Landfall bei Tageslicht machen will, denn hier steigt der Meeresspiegel auf kurze Distanz von 3000 m bis zum Land hin an und der Schwell steht genau dagegen. An mir unbekannter Küste möchte ich gerne sehen, ob die Wellen dadurch gefährlich werden. Glücklicherweise ist meine Sorge unbegründet und es geht relativ glatt in den Hafen hinein.

 

Ich liege nun in der Marina von Santa Cruz, die direkt am Fähranleger und kleinem Terminal liegt. Die Kulisse ist nicht so malerisch. Vor dem Atlantikschwell ist man hier an der Ostseite durch eine starke Mole sehr gut geschützt. Der starke Nordostwind geht aber kräftig durch den Hafen, was ich zu meinem Vorteil nutzen kann, da heute großer Waschtag ist und die Wäsche so natürlich ruck zuck trocken ist.

 

Santa Cruz ist so ganz nett, wobei ich mir nur einen Teil in kleinem Radius um die Marina angeschaut habe, weil mir nach zwei Nächten einhand auf See und nur ein paar Stunden Schlaf in der letzten Nacht einfach die Motivation zu langen und ausgedehnten Erkundungsspaziergängen fehlt.

 

Die Kanaren sind damit jetzt auch erreicht!

 

Von den Niederlanden, wo ich am 18. Juni gestartet bin, sind es bis hierher knapp 2100 sm gewesen. Insgesamt ist es ein Wahnsinnstörn gewesen, sehr abwechslungsreich mit vielen Höhen und glücklicherweise wenigen Tiefen. Wir haben so viel in Portugal gesehen und auch auf Madeira. Es ist einfach nur toll gewesen. Auch in den Tagen auf See haben wir viel erlebt. Unvergesslich bleiben der Wal, der springend auf uns zukam und die Delphine, die ich unter Wasser filmen konnte.

 

Hier endet nun die Fahrt zu den kanarischen Inseln, aber noch nicht dieser Törn. Ich habe noch gut drei Wochen vor mir bis ich wieder nach Deutschland fliegen werde. Ich möchte gerne Ende August die Leinen in Las Palmas festmachen.

 

Nun freue mich darauf ein wenig Inselhopping zu machen und in den Flair der Kanaren einzutauchen. Der nächste Stopp ist natürlich Tazacorte, da mir diese Marina von allen (wirklich allen), die La Palma kennen, wärmstens ans Herz gelegt wurde.

 

Vielen Dank für all die guten Tipps und guten Wünsche, die ich unterwegs von euch bekommen habe!